HINTER DER KICKSTARTER-KAMPAGNE

 
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In diesem Blog-Post möchte ich etwas mehr darüber erzählen wie der Aufbau und Ablauf der Kickstarter-Kampagne zu meinem Fotobuch "NAMIBIA - A TALE OF SAND AND WIND" verlaufen ist, was ich anders und was gleich machen würde und natürlich ob sich das alles überhaupt lohnt. 


ES IST VIEL ARBEIT

Soviel sei vorweg gesagt: Eine solche Kampagne aufzubauen ist eine sehr arbeitsintensive Angelegenheit. Soll das Endergebnis überzeugen muss man schon einige Zeit, Know-How und auch etwas Geld investieren. Doch von Anfang an. 

Kickstarter macht es einem sehr leicht. Auf der Seite erst mal anmelden und ein neues Projekt erstellen ist schnell gemacht. Idealerweise stellt ein sehr übersichtliches Hilfstool auch alle Informationen die man benötigt um die Kampagne gut aufzubauen zur Verfügung. Viele Tipps und Tricks sind darin enthalten und es lohnt sich tatsächlich sich das mal durchzulesen. 

Ich begann damit, mir zu überlegen welche Kapitel meine Kampagne haben sollte. Diese könnte man natürlich mit dem zur Verfügung stehenden Tool einfach in fetter Schrift schreiben. Das wollte ich aber nicht und so gestaltete ich für jedes Kapitel eine Titelgrafik. Was am Ende relativ einfach aussieht bedurfte doch dreier Anläufe bis ich zufrieden war. Danach ging es daran alle Texte die in den jeweiligen Kapitel erscheinen sollten zu verfassen. Hier galt es das richtige Mass zu finden zwischen nicht zu viel preisgeben aber doch genug zu zeigen um den Leuten einen guten Einblick zu gewähren. Gleiches gilt auch für die gezeigten Bilder. Ich wollte eine schöne Übersicht zeigen ohne jedoch schon alle Highlights des Buches zu verraten. Die Anordnung der Bilder bedurfte auch mehrere Anläufe bis ich wirklich zufrieden war damit. 

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Nebenbei muss dann noch der “Papierkram” geklärt werden. Kickstarter will z.B. wissen wer denn da werkelt und so müssen nicht nur die Kontoangaben (das Geld soll ja beim richtigen landen), die Kreditkartenangaben (Kickstarter will ja auch was verdienen) sondern auch eine Kopie eines Personalausweises hochgeladen werden. Das alles wird kontrolliert und kann auch einige Tage in Anspruch nehmen. 


DIE BELOHNUNG PLANEN IST DETAILARBEIT

Parallel ging ich an die Planung der Belohnungen. Dies habe ich in zwei Schritte aufgeteilt. Auf der einen Seite die Frage: Was möchte ich anbieten? Auf der anderen Seite die Frage: Was soll es kosten? Ich stellte somit Pakete zusammen welche für jedes Budget etwas zulassen und bei denen trotzdem niemand mit leeren Händen dastehen müsste am Schluss - sprich jeder Unterstützer bekommt eine Kleinigkeit. Sobald ich all diese Pakete zusammengeschnürt hatte musste deren Preis errechnet werden. Dies klingt relativ einfach, birgt aber ein grosses Fehlerpotential. Meine erste Excel-Tabelle war so undurchschaubar dass am Ende nicht mal ich mehr Verstand wie sie funktioniete und so begann ich nochmals bei Null. Ich listete jeden Punkt auf der im Paket enthalten ist und errechnete dessen Erstellungskosten. Dabei ist es wichtig alles durchzudenken - und dies besser zwei oder drei Mal. Es ist nicht damit getan zu sagen. "Wenn jemand das Buch bestellt muss ich das Buch plus den Versand haben". Neben den tatsächlichen Erstellungskosten für das Buch kommt z.B. noch der Versand des Buches zu mir, die Verpackung, der Weiterversand, Papierkram (Versandetikette etc.) und nicht zuletzt Kickstarter-Gebühren hinzu. Ein kleiner Posten kann sich so relativ schnell zu vielen Einzelteilen addieren und bei verschiedenen Angeboten ergibt sich eine ganz schöne Liste an Dingen an die man besser denkt. Wenn man hier einen Punkt vergisst kann das am Ende ganz schnell bedeuten dass vom Gewinn - der ja eigentlich für die Realisierung des Projekts eingesetzt werden müsste - nichts mehr übrig bleibt. 


EIN VIDEO MUSS HER

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehr als eine Woche Arbeit in die Kampagne gesteckt. Und das grösste Problem lag noch vor mir: Das Video. Hier hatte ich zwei Probleme zu lösen. Das kleinere: Ich musste selbst vor die Kamera. Gar nicht mein Ding. Das Grössere: Ich benötigte Filmmaterial aus Namibia, hatte aber nicht eine Sekunde davon da ich damals natürlich nicht daran gedacht habe. Ich begann damit das grössere Problem zuerst zu beheben und suchte (stundenlang) im Internet nach Videoclips die ich legal verwenden durfte. Ein paar wenige fand ich die sich eigneten, aber am Ende half nur ein Abonnement bei einem Stock-Anbieter um wirklich die Videos zu bekommen welche mir vorschwebten. Das war zwar so nicht budgetiert, aber die Sache Wert da mein grösstes Problem gelöst war. Danach filmte ich mich selbst. Die erste Version gefiel mir gar nicht und so wiederholte ich die ganzen Aufnahmen nochmals. Am Ende hat sich auch das gelohnt. Schlussendlich empfiehlt Kickstarter zu jeder Kampagne ein Video zu erstellen um die Erfoglschancen zu verbessern. 

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Neben all dem Videomaterial musste natürlich auch noch ein passender Soundtrack her. Hier half mir der Zufall weiter. Ich sass im Auto im Stau und hörte Radio als dieses eine Lied - das ich zuvor noch nie gehört habe - kam. Sofort wusste ich: Das ist es! Aber da gab es ein kleines Problem: Wie würde ich an die Rechte dafür kommen? Sowieso wollte ich eigentlich lieber eine instrumentelle Version. Also suchte ich auf Youtube und fand wonach ich suchte. Sofort kontaktierte ich den Komponisten und erklärte ihm mein Anliege und ob ich seinen Song dafür verwenden dürfe. Am nächsten Tag hatte ich bereits eine Antwort inklusive einem File mit dem Song darauf - super! Der Song von dem wir hier sprechen ist Dennis Lloyd's "Nevermind" in der instrumentellen Version von Marzio Del Sole (gibts hier auf die Ohren). 

Somit hatte ich alle Komponenten zusammen - nur fehlte mir das passende Schnittprogramm. Deshalb entschied ich mich für Appel's iMovie. Ein sensationelles Tool wenn es darum geht schnell ein paar Videos mit schwindelerregenden Übergängen zu erstellen - aber ein bisschen aufwendiger wenn man mehr möchte als was die Templates hergeben. So erstellte ich einige Clips, wie das Intro oder das Ende, in Photoshop. Zeitaufwendig aber auch das lohnt sich allemal und so finde ich ist das Video doch recht ordentlich geworden. 

Hier nochmals für diejenigen welche es noch nicht gesehen habe aber das nicht verpassen möchten: 
 

UND LOS GEHT'S

Dann ist alles bereit und das Projekt wurde von Kickstarter genehmigt. Was einem noch bleibt ist auf diesen grünen Button mit der Aufschrift "GO LIVE" zu drücken. Ein bisschen nervös war ich, aber nutzt ja nichts: Draufgeklickt und die Kampagne war "live"! Wie aufregend! 

Nun gut, in den ersten paar Minuten passiert da aber nicht all zu viel. Wie sollte auch, es weiss ja noch keiner davon. Doch die ersten paar Tage werden besonders für die Mailbox recht anstrengend. Denn nach ein paar Stunden kommt immer wieder aufs Neue eine E-Mail in der man zu seinem Projekt beglücktwünscht wird und einem viel Erfogl wünscht. Soweit ja sehr nett, aber die wollen natürlich auch was verkaufen - und so bietet jedes dieser Mails irgendwelche Pakete an wie die Kampagne von Ihnen promoted wird und man so erfolgreicher wird. Obwohl einige davon sehr kreativ gestaltet und geschrieben waren habe ich der Sache nicht so recht vertraut und keines der Angebote in Anspruch genommen. Hätte ich sollen? 


WERBUNG IST WICHTIG

Nun gut, so ganz ohne Werbung geht das Ganze dann doch nicht. Die Leute sollen ja erfahren, dass das aktuelle Projekt online ist. Alleine davon dass es auf der Kickstarter-Seite irgendwo unter 3'000 anderen Kampagnen erscheint wird das nichts mit dem Erfolg.

Ich entschied mich auf zwei Arten Werbung zu machen. Die erste war Instagram. Mein Gedanke, dass dort viele Menschen mit Interesse an Fotografie unterwegs sind und der ein odere andere vielleicht auch ein Fotobuch unterstützen würde trieb mich dazu. Ich lancierte zwei Werbekampagnen. Die erste limitierte ich auf die Schweiz und startete am Tag an dem die Kampagne "Live" ging. Der Beitrag sammelte rund 150 Likes, 60 Leute klickten auf den Link zum Buch und immerhin jemand unterstützte das Projekt daraus. Die zweite Kampagne, eine Woche darauf, entschied ich mich "International" zu schalten - unter anderem auch in Indien. Dieser Beitrag sammelte - für mich rekordbrechende - 6'300 Likes (ein Grossteil davon aus Indien). Es klickten auch rund 200 Leute auf den Link, aber niemand unterstützte die Kampagne. Alles in allem war es toll so viele Likes zu bekommen, aber den eigentlich Sinn und Zweck der Werbung hat es etwas verfehlt.

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Den zweiten Kanal den ich wählte waren persönliche E-Mails. Eine - so finde ich - schick gestaltete e-Mail mit allen wichtigen Infos und natürlich dem Link zur Kampagne sendete ich an alle die ich kannte. Darauf auch die Bitte diese Mail weiterzuleiten an Bekannte die eventuelle Interesse hätten. Diese E-Mails waren ein recht ordentlicher Erfolg, am Ende kamen doch fast 75% aller Unterstützer von diesen Mails! Nochmals ein grosses, herzliches Dankeschön an alle die dieses Mail weitergeleitet haben und natürlich um so mehr wenn Ihr das Projekt direkt unterstützt habt! 


ABER MAN BENÖTIGT GEDULD

Kickstarter empfiehlt einem die Kampagne nicht zu lange laufen zu lassen. Sie raten zu einer Dauer zwischen 25 und 30 Tagen. Ich entschied mich für 28 Tage. Am Anfang kommen immer neue Unterstützerberichte. Dies liess dann im Mittelfeld der Kampagne etwas nach, insbesondere an den Wochenende passiert eigentlich so gut wie gar nichts (damit rechnete ich aber auf Grund von anderern Erfahrungsberichten). Gegen Ende, in den letzten 60 Stunden kommen dann nochmals einige Unterstützer dazu. Leider waren es bei mir dann doch zu wenige bis am Schluss. 


ZUSAMMENGEFASST HEISST DAS.....

Auch wenn die Kampagne nicht erfolgreich geendet hat war es für mich eine spannende und intensive Zeit. Generell haben es Bücher und dergleichen auf Kickstarter sehr schwer, mit einem "Gadget" oder ähnlichem ist eine Finanzierung deutlich einfacher. Aber ich möchte die Erfahrung, die Erlebnisse und die Zeit in keinster Art und Weise missen. Ja, ich würde sogar in Betracht ziehen für ein zukünftiges Projekt nochmals eine Kickstarter-Kampagne zu erstellen.  

Dabei würde ich die Art des Layout wie ich es jetzt bereits hatte wohl weiterentwickeln und wiederverwenden. Die optische Erscheiung der Kampagne gefiel mir ganz gut. Ebenfalls würde ich wohl schauen, das sich nicht all zu teure Produkte anbiete. Dadurch bedarf es zwar mehr Unterstütztern, aber ich denke es ist einfacher Leute zu finden mit preiswerten Angeboten. 

Anders würde ich allerdings auch einige Dinge machen. Allem voran würde ich das Ziel anders setzten. 10'000 Franken sind doch ein recht hohes Ziel. Ich würde schauen dass ich mit diesem Betrag in einen Rahmen von 4'000 - 5'000 Franken zu kommen und dafür auch ein paar Tage mehr Zeit zu geben. Als nächsten Schritt würde ich die Versandkosten aus der Belohnung herausnehmen und extra verrechnen müssen. Ich denke das macht ein Produkt attraktiver und die meisten sind doch bereit Versandkosten für so etwas zu bezahlen. Vielleicht irre ich mich, aber ich würde es versuchen. Auch um die sehr umständliche Mittelberechnung von Versandkosten für alle Länder nicht berechnen zu müssen. Und schlussendlich würde ich sicher noch mehr Werbung machen, auf mehr Kanälen und versuchen mehr Leute zu erreichen. 

Alles in allem war es eine grossartige Erfahrung diese Kampagne zu machen und ich habe sehr viel daraus gelernt. Empfehlen kann ich es auf jeden Fall wenn Ihr ein passendes Projekt dafür habt. 


UND WIE GEHT ES WEITER?

Die Kampagne war ja leider nicht erfolgreich. Nun habe ich so viel Zeit und Arbeit in das Buch gesteckt, dass ich es nicht einfach "verstauben lasse". Und so habe ich nach einem Weg gesucht das Buch trotzdem realisieren zu können und werde dies auch in einer sehr kleinen Auflage tuen können. In der kommenden Woche gibts dazu sicher hier mehr Infos!

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