Nach ein paar Monaten bin ich endlich dazu gekommen Bilder zu bearbeiten die schon etwas länger auf der Festplatte rumliegen. Im letzten April waren wir in Tarifa (nicht zu verwechseln mit Teneriffa) und haben eine Woche mit Wal- und Delinfbeobachten verbracht. Einige eindrückliche Eindrücke davon findet ihr hier.
Tarifa ist der südlichste Punkt von Spanien, liegt direkt an der schmalsten Stelle der Strasse von Gibraltar und damit nur 14 Kilometer von Marokko entfernt. Es ist ein sehr hübsches, kleines Dörfchen mit maurischem Einfluss das man hier vorfindet. Aber wie kommt man darauf eine Woche Urlaub dort zu machen? Der Grund für uns ist das enorme aufkommen von Walen und Delfinen in der Strasse von Gibraltar, in einer Vielzahl von die man sich gar nicht vorstellen kann. Und dank der Schweizer Stiftung FIRMM, welche sich um die Erforschung und den Schutz der Tiere kümmert kann man sich einer sogenannten “Studienwoche” anmelden. Das haben wir uns Mal angeschaut.
Die Anreise nach Tarifa ist relativ einfach dank Direktflügen von Zürich nach Malaga. Von dort aus geht es am einfachsten per Mietauto in zwei Stunden nach Tarifa. Man kann das aber auch abenteuerlicher gestalten, so wie wir. Auf Grund privater Termine war es uns nicht möglich einen Direktflug zu buchen. Also sind wir am Abend via Lissabon (denn Flughafen kennen wir ja schon gut) nach Malaga geflogen. Kurz nach Mitternacht sind wir dort gelandet. Nachdem wir dann eine halbe Stunde am Gepäckband wartete - lange die letzten waren - und unser Koffer nach wie vor nicht kam wurden wir stutzig. Ein kleines Schild hat dann darauf hingewiesen, dass Nicht-EU-Gepäck auf einem separaten Band ankommt….. aha? Na gut. Das Gepäckstück lag da auf dem Band, dass wohl schon lange nicht mehr lief.
Also ab das Mietauto abholen. Agentur gefunden, Agent frei also laufe ich zu dem hin. Der sagt mir erst Mal ich müsse einen Zettel mit Nummer ziehen. Mhmm, okay. Kaum ist der Zettel aus dem Automat winkt er mich wieder zu sich. What the ……? Dann tippelt der auf der Tastatur herum und fragt mich nach der Buchungsnummer. Weitertippen. “Wir haben hier ein grosses Problem” meint er dann. Anscheinend habe ich mein Auto einen Tag zu früh reserviert. Na gut, aber ich habe ja bezahlt, also wird’s halt ein anderes Auto. “Nein, die Reservation verfällt wenn sie nicht 6 Stunden nach dem angegeben Zeitpunkt das Auto abholen”. Bitte was? Geld zurück gibts auch nicht… Eine absolute Frechheit. Als ich ihm das klar sagen will stützt der sich auf seinen Tisch ab und droht mir, kein Wort mehr mit mir zu sprechen wenn ich mich nicht beruhige. Bitte was? Ich frage ihn also - meinen Ärger unterdrückend - nach einer Lösung. Mit finsterer Miene tippt er wieder. Nach fünf Minuten kommt das Angebot: Statt 40 Euro für die Woche soll ich jetzt 280 Euro zahlen. Bitte was? Ich lass ihn so stehen und wir gehen zu den anderen Anbietern. Bonustipp hier: Finger Weg von InterRent in Malaga!
Unsere Fahrt kann endlich starten und so fahren wir zwei Stunden in die Dunkelheit. Dank Navi machen wir guten Fortschritt. Das nächste Problem kommt aber bald: unser Hotel befindet sich anscheinend direkt auf der Strasse wenn man dem Navi glauben kann. Ein Schild oder dergleichen ist aber nirgends ersichtlich. Nach vielem Suchen, über einen Zaun geklettert zu sein und schlussendlich in einem anderen Hotel nach dem Weg gefragt zu haben finden wir unsere Unterkunft. Es ist in der Zwischenzeit vier Uhr früh. Läuft. Aber ab da geht es aufwärts.
Vier Stunden später klingelt der Wecker und unsere erste Bootsausfahrt steht kurz danach auf dem Programm. Die FIRMM-Studienwoche ist so aufgebaut, dass man - wenn es das Wetter zulässt - zwei Mal am Tag mit dem Boot in die Strasse von Gibraltar fährt. Wenn es das Wetter nicht zulässt, bzw. an einem Tag der Woche, sind andere Aktivitäten geplant wie Sanddünenwandern, Küstenwandern oder ein Infovortrag. Man wird also gut unterhalten und hat aber dennoch genug Zeit den Ort zu erkunden oder auszuspannen. Ein wirklich zu empfehlende Kombination.
In der Strasse von Gibraltar findet man ganzjährig verschieden Delfinarten, Grindwale und Finnwale. Saisonal findet man mit etwas Glück auch Pottwale und sogar Orcas! Auf Grund von Strömungen und Unterwasserbergen finden die Wale an dieser schmalen Stelle zwischen Atlantik und Mittelmeer perfekte Lebensbedingungen. Fast perfekt zumindest - sieht man von den mehr als 300 Frachtschiffen ab die hier täglich durchfahren und eine Grosse Gefahr für die Tiere sind - aber teilweise auch als Spielplatz der Delfine dienen können.
Eine Ausfahrt dauert rund anderthalb bis zwei Stunden. Davon fährt man ca. 20 Minuten bis in die Mitte der Strasse von Gibraltar und sucht dort nach den Tieren für etwa eine Stunde bevor man den Weg wieder zurückfährt. Die Fahrt ist bei etwas höherem Wellengang nicht für jeden etwas wie sich herausstellte. Bei ganz grossem Wellengang finden jedoch gar keine Fahrt statt.
Wir hatte die ganze Woche über nicht nur mit dem Wetter relativ grosses Glück, sondern auch mit den gesichteten Tieren. Bereits bei unserer ersten Ausfahrt sahen wir eine grosse Gruppe Grindwale (die wir noch einige weiter Male sehen würden), einen eher seltenen Pottwal und einen noch weniger oft gesehene Finnwal (nebenbei das zweitgrößte Lebewesen auf unserem Planeten). Am Nachmittag, auf der zweiten Ausfahrt hatten wir dann auch das Glück noch Grosse Tümmler zu sehen. Und so zog sich das eigentlich durch die ganze Woche durch - wirklich beeindruckend.
Grindwal und Delfine, wohl auch weil sie das Boot kennen, kommen sehr nahe heran. Es ist faszinieren diese grossen, sanften Tiere so Nahe zu sehen. Teilweise kommen sie so nahe, dass man deutlich beobachten kann wie die Tiere einem anschauen. Auch sehr speziell ist wenn sie anfangen zu “spielen”, mit der Flosse aufs Wasser schlagen, ihren Kopf aus dem Wasser halten oder ihren Bauch zeigen. Das sind Erlebnisse die man so schnell nicht wieder vergisst.
Finn- und Pottwale sind eher zurückhaltender und kommen nur sehr selten nahe zu Boot. Aus Respekt fährt das Boot natürlich auch nicht sehr Nahe an die Tiere heran, die Tiere dürfen jedoch ans Boot kommen wenn sie dies wollen. Wir hatten einmal das Glück einen Pottwal keine zwanzig Meter vom Boot entfernt zu sehen. Auch dies hinterlässt einen absolut bleibenden Eindruck wie dieses Grosse Tier friedlich im Wasser schwimmt und dann, sobald es genug geatmet hat, spektakulär abtaucht.
Auf dem Rückweg zum Flughafen durfte ein Stopp in Gibraltar natürlich nicht fehlen. Nach vielen Walen konnten wir so auch noch ein paar Affen sehen ;)
Alles in allem war das wirklich eine sehr beeindruckende Woche. Aus fotografischer Sicht aber auch eine grössere Herausforderung. Die Tiere bewegen sich doch recht schnell bzw, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen in dem sie aus dem Wasser sind erfordert etwas Übung bis man das Timing raus hat.